Endlich zu Hause

Ich beende die letzte Quarantäne und kehre zu meiner Familie zurück. Wie nicht anders zu erwarten, wenn man aus einem Gebiet der Welt einreist das ein zwanzigmal niedrigeres Infektionsrisiko hat als Sachsen, bin ich weiterhin symptomfrei. 


Morgen gehe ich wieder normal auf Arbeit. 

Was normal in Zeiten von Corona eben so bedeutet. 


Das Abenteuer hat ein Ende.

Angekommen

... traue ich mich jetzt mal zu sagen. Wir sind pünktlich in Frankfurt gelandet. Ich sitze am Gleis 4 des Fernbahnhofs und warte auf den ICE nach Dresden. 


Gegen 22:00 Uhr begebe ich mich dann in die vorgeschriebene zweiwöchige Quarantäne. Freunde stellen mir ihr Wochendgrundstück, das ganz nah an meinem zu Hause liegt, zur Verfügung. So kann ich meinen Sohn und unseren Hund wenigstens ab und zu über den Zaun sehen. Meine Frau besucht mich und versorgt mich mit Lebensmitteln. 


Ab Montag beginne ich im Home Office zu arbeiten und versuche mich zu reintegrieren. 



Über den Teich

Es ist kurz vor 19:00 Uhr und ich sitze mit den Busfreunden am Gate 09. Der Flieger ist da und die Crew ist gerade an uns vorbei marschiert. 

Wir sieben vom Sheraton fahren mit einem gemeinsamen Bus des Hotels zum Flughafen. Ist ein bisschen teurer als Taxi, aber erscheint uns sicherer. Wir brauchen dann auch für die Zufahrt 1,5 Stunden, obwohl das normalerweise 30 Minuten dauert. Aber die Kontrollen halten auf.


Wir sind weit und breit der einzige Flug. Das Check In ist dennoch schwierig, weil wir am ersten Schalter erst von den Botschaftsmitarbeitern vorgecheckt (sind wir auf den Listen?) und dann am zweiten Schalter "normal" eingecheckt werden. 


Es sind mindestens noch Franzosen, Spanier, Rumänen und Holländer mit an Bord. Die Schweizer haben wir übrigens nicht dabei. Die Swiss fliegt morgen direkt von hier nach Zürich. 


Die Sicherheitskontrolle ist einmalig! 2 l Wasser, Konservendosen, Blechbüchsen, eine Weinflasche im Handgepäck? Kein Problem!


Auf geht's über den Teich! 

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Tag 36

Tatsächlich habe ich jetzt exakt so lange in Argentinien zugebracht. 8:00 Uhr (13:00 Uhr MESZ) ist die Boeing 747 auf den Flug LH 344 nach Buenos Aires pünktlich gestartet. 

Der Rückflug LH 345 ist für morgen 20:30 Uhr geplant. Jetzt sollte nichts mehr schief gehen, außer wir werden von einer der zig Kontrollen Richtung Flughafen aufgehalten. Aber zum Einen sind wir sieben Verbündete. Und zum Anderen haben wir einen Stapel spanischer Geleitpapiere mit schönen Dienstsiegeln. Das muss reichen.

mal nichts

Ein Wartetag, wie der morgige auch. Heute Morgen konnte ich einen Gruß aus der Heimat den Hafen verlassen sehen.


Ich kann nur über wahre Luxusprobleme berichten. Das Sheraton hat seinen Service ziemlich komplett heruntergefahren, deshalb ist es auch einigermaßen bezahlbar. Die Wellnesseinrichtungen sind zu. Ok. Das war zu erwarten. Es gibt kein Frühstückbuffet. Der housekeeping Service ist eingestellt und liefert nur auf Anforderung Handtücher etc. Der Roomservice hat eine tolle Karte, aber die ist nicht einschlägig. Frühstück kann man ordern, besteht aber nur aus Brot, Butter, Jogurt und Cerealien. Argentinisch spartanisch also. Zum Abendbrot gibt es ein Menü bei dem man aus jeweils zwei Vorspeisen, Hauptgerichten und Desserts wählen kann. Die ellenlange Weinkarte ist auf einen Weißen und einen Roten zusammengeschrumpft. Das war's. Ach ja. Und Getränke und Knabberzeug kann man sich an der Rezeption aus einer Art Küchenschrank holen und dort bezahlen. 

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Buenos Aires

Bevor ich über die letzten Tage berichte hier eine Schnellmeldung. Der Bus hat Buenos Aires heute Morgen um 8:00 Uhr erreicht. Alle sind den Umständen entsprechend komfortabel und gesund angekommen. 


... und jetzt lasse ich mir erstmal eine Wanne ein. 

Durch die Pampa

La Pampa
La Pampa

Die 2500 km Fahrt durch den argentinischen Osten sind ja so spannend nicht. Nahezu alle an Bord haben auf ihren Reisen durch das Land die westlich an den oder durch die Anden entlang führenden Routen gewählt. Jetzt kommen wir alle gemeinsam in den Genuss ein hunderte Kilometer währendes Nichts beidseits der Straße zu bestaunen. Mir fällt ein Gespräch mit einem unserer Professoren in Rostock ein, der als Thüringer im Chemikerclub einen Vortrag über Thüringens Burgen und Schlösser hielt. Anschließend beim Bier fragte er mich als Sachsen, ob mir die ewig flache und weite Landschaft im Norden nicht auf auf's Gemüt schlage. Er brauche jedenfalls immer irgendeine Erhebung am Horizont...


Wir lernen auch, dass die wahre Pampa nicht in der gleichnamigen Provinz nahe Buenos Aires zu finden ist, sondern viel weiter südlich. Abgesehen davon dass hüfthohe Büsche das einzig strukturgebende Landschaftselement sind, ist die Tierwelt mannigfaltig und gefährlich für den an diesem Tag wahrscheinlich einzigen Bus den die Zwei- und Vierbeiner zu sehen bekommen. Friedlich vereint grasen Schafe, selten Rinder und halbwilde Perde gemeinsam mit Nandus und Guanacos. Letztere sind wirklich häufig und beeindrucken mich immer wieder mit zwei Verhaltensweisen. Sie springen ansatzlos aus dem Stand zwei Meter hoch über Zäune (ja der Argentino neigt dazu seine riesigen Steppenflächen kilometerlang einzuzäunen) und sie grasen am Straßenrand, lassen das Fahrzeug ganz nahe herankommen und in mehr als der Hälfte der Fälle flüchten sie in die falsche Richtung, also quer über die Straße. 

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Ostersonntag

Um 1:45 Uhr ist die Nacht zu Ende. Ich denke daran, dass jetzt zu Hause unser schöner Ostermorgengottesdienst in der Johanneskapelle zu Ende gehen würde, wenn es nicht Corona gäbe. Aber auch dazu mir das YouTube Video des Gottesdienstes in dem mein Jüngster mitgewirkt hat und das seit 0:00 Uhr argentinischer Zeit online ist, anzuschauen komme ich nicht.


Wir starten fast pünktlich 3:00 Uhr. 

Der Bus ist wirklich sehr komfortabel. Die Sitze haben einen Meter Beinfreiheit und können sehr weit zurückgeklappt werden. Am Vordersitz ist jeweils eine quadratische Unterschenkelauflage an einer zum Boden reichenden Stange befestigt. Kippt man diese auf sich zu, schließt sie mit der Sitzfläche ab und man kann, die Beine voll ausgestreckt, praktisch wie auf einer durchgehenden Schräge sehr bequem liegen.


Alle haben zum Bus gefunden. Und das obwohl die Polizei nachts die Ausgangssperre extrem streng kontrolliert, und somit auch die Auflage, dass pro Taxi nur ein Passagier mitfahren darf. Das heißt, dass Ehepaare, selbst wenn sie nur 500 m vom Treffpunkt entfernt wohnen, nachts zwei Taxis brauchen. Das führt zu der gar nicht lustigen Begebenheit, dass ein sehr nahe wohnendes Paar ein Taxi für zwei aufeinander folgende Fahrten bestellt, sie mit dem Gepäck die erste Tour nimmt und der Taxifahrer einfach "vergisst" den Partner abzuholen. Dieser geht natürlich irgendwann zu Fuß los, um den Bus nicht zu verpassen und wird ohne Papiere aufgegriffen.
Nur mit Mühe kann er die Polizei zum Umweg über den Busparkplatz überreden um nicht direkt auf der Wache zu landen.

Aber es läuft prima an. Insgesamt ist der Tripp hervorragend vom Trio Botschaft, Honorarkonsul und Busunternehmen organisiert. Alle Zusteiger stehen pünktlich an den drei Anlaufstellen bereit. Die Passagierliste ist vollständig. Mit Polizeieskorte werden wir an die argentinisch - chilenische Grenze geführt, mit der Fähre übergesetzt und auch auf chilenischen Hoheitsgebiet von nunmehr chilenischen Gendarmen durchweg an die chilenisch - argentinische geleitet. Die Grenzübertritte sind ein Vorführstück v.a. argentinischer Bürokratie. Bis Rio Gallegos hatte der Routenplaner 8 Stunden angegeben. Wir brauchen 16 Stunden. an jeder Grenze also über 3 Stunden für Pässe einsammeln, Formulare ausfüllen, Temperaturmessung aller Passagiere inkl. Protokollierung ...
Übrigens ein Knochenjob für die Fahrer, denn wir selbst dürfen in diesen 16 Stunden den Bus keinen Moment verlassen. Der witzigere von Beiden kommentiert das dritte Einsammeln aller Passe trocken mit: "This is Argentina!" 

In Rio Gallegos ist der Sitz des Busunternehmens. Wir fahren auf den tatsächlich von der Polizei bewachten Betriebshof, und dürfen uns für eine Stunde frei bewegen. Inzwischen wird der Bus gereinigt, die Toilette entsorgt und Wasser und Diesel aufgefüllt.

Und weiter geht es durch die Nacht in Richtung Norden. Noch 2500 km bis Buenos Aires. Ein Viertel des Wegs ist geschafft und alle sind guter Dinge. 

Der Bus im unteren Stock.
Der Bus im unteren Stock.
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Gespanntes Warten - wieder einmal

Wie nicht anders zu erwarten gab es natürlich noch viel hin und her. Es gab Rückzieher unter den Deutschen, drei minderjährige Austauschüler aus Thailand, die ich schon bei der Militärfliegeraktion bemerkt hatte, weil man sie erst hingebracht, dann wieder abgeholt und am Ende wieder hingebracht und natürlich wieder abgeholt hat, kommen nun auch mit. Die Amis sind komplett abgetaucht. Die Franzosen haben noch nicht bezahlt ... das normale erwartbare Durcheinander also. 


Aber: 

- das Busunternehmen sagt, dass auf jeden Fall gefahren wird (haben ihr Heu mit 37 Bezahlern von 44 Passagieren auf der End-Endliste, Stand heute Mittag offenbar rein)

- der Bus ist unterwegs von Rio Gallegos hierher


Was mich bei einer bevorstehend rund 60 stündigen Busfahrt schon ein wenig beruhigt sind die übermittelten Daten. Es sind zwei Fahrer. Der Bus ist ein Mercedes Modell 2017. Und bei max. 44 Passagieren fahren sie mit der s.g. Schlafbestuhlung. Ich hab keine Ahnung was das konktet bedeutet, aber es klingt erstmal gut.  


Das Ziel in Buenos Aires ist übrigens das Sheraton. Ich hatte neben meiner Koordiniererei keinen Nerv dafür mir noch eine billigere Bleibe zu suchen und wähle das von der Botschaft reservierte Kontigent. Für zwei Nächte muss das gehen. Während ich das 13:40 Uhr schreibe bringe ich auch die letzten beiden Deutschen die frisch hinzugekommen sind zum Bezahlen und überzeuge sie auch im Sheraton zu bleiben um den logistischen Aufwand für die Botschaft zu reduzieren. Sie will mit Botschaftsfahrzeugen die anderen in die Stadt verteilen, damit keine Polizeikontrollen Probleme machen. Der Verbleib der Passagiere ist natürlich gemeldet und wird kontrolliert, weil es ja quasi eine neue Quarantäne bis zum Flug ist.


Dann kann es eigentlich losgehen. Danke an alle da draußen für's Daumendrücken. 


Es gibt den Wunsch eine Davor-Danach-Fotodokumention zu machen .... bitte schön!
Es gibt den Wunsch eine Davor-Danach-Fotodokumention zu machen .... bitte schön!

Einfach irre!

Eine Überschrift die nicht so recht zum Karfreitag passt. Aber die letzte Nacht war echt verrückt. Nachdem wir in Feinabstimmungen zum Bustransfer einstiegen, schlug bei mir die Nachricht von Frances per Zimmertelefon ein, dass am Sonntag ein Linienflug von Aerolineas Argentina BUE - USH - BUE stattfindet. Die örtliche Regierung sende gleich eine Mail - was  sie auch tat. Verwies darin als die einzige Kontaktmöglichkeit auf eine Kundenhotline der Airline (WhatsApp Nummer) die ich schon seit drei Wochen erfolglos angeschrieben habe. Man könne alte stornierte Tickets einlösen.


Was ist nach 3 (!) stornierten Flügen und damit ausstehenden rund 800 € von diesem Angebot zu halten? 


Der Finger zuckt schon bei  der Onlinebuchungsmöglichkeit. Fliegen statt Bus fahren? Der Community bleibt das natürlich nicht verborgen. Und jetzt tobt die Diskussion: Taube auf dem Dach gegen Spatz in der Hand. Ich habe schon einmal geglaubt, dass ich im (Militär-) Flieger die Franzosen im Bus überhole ...

Ich appelliere an den Zusammenhalt in der Gruppe. Die Botschaft versucht über das Außenministerium, das ja unsere Misere kennt, eine Blockbuchung für alle Ausländer. Die Nacht wird es zeigen ....


... und hat gezeigt, dass der Flug entweder gar nicht, oder nur für Argentinier, die kein Geld haben um hier in Hotels zu übernachten und denen auch das Geld für Essen ausgeht sein soll. Auf meine WhatsApp gab es gar keine Antwort. Eine Andere in der Gruppe hat gesagt bekommen: ausgebucht. Und das obwohl man auf der Homepage der Airline immer noch buchen könnte. Aber das kenne ich ja leider zur Genüge ...


Wir gehen also alle brav bezahlen, hoffe ich. Ich jedenfalls habe bezahlt und etliche aus der Truppe überhaupt zum erstenmal gesehen. 


Den Rest des Tages verschiebe ich mal auf den morgigen Beitrag und stelle den heutigen jetzt online, obwohl es erst kurz nach 15:00 Uhr ist.