Ostersonntag

Um 1:45 Uhr ist die Nacht zu Ende. Ich denke daran, dass jetzt zu Hause unser schöner Ostermorgengottesdienst in der Johanneskapelle zu Ende gehen würde, wenn es nicht Corona gäbe. Aber auch dazu mir das YouTube Video des Gottesdienstes in dem mein Jüngster mitgewirkt hat und das seit 0:00 Uhr argentinischer Zeit online ist, anzuschauen komme ich nicht.


Wir starten fast pünktlich 3:00 Uhr. 

Der Bus ist wirklich sehr komfortabel. Die Sitze haben einen Meter Beinfreiheit und können sehr weit zurückgeklappt werden. Am Vordersitz ist jeweils eine quadratische Unterschenkelauflage an einer zum Boden reichenden Stange befestigt. Kippt man diese auf sich zu, schließt sie mit der Sitzfläche ab und man kann, die Beine voll ausgestreckt, praktisch wie auf einer durchgehenden Schräge sehr bequem liegen.


Alle haben zum Bus gefunden. Und das obwohl die Polizei nachts die Ausgangssperre extrem streng kontrolliert, und somit auch die Auflage, dass pro Taxi nur ein Passagier mitfahren darf. Das heißt, dass Ehepaare, selbst wenn sie nur 500 m vom Treffpunkt entfernt wohnen, nachts zwei Taxis brauchen. Das führt zu der gar nicht lustigen Begebenheit, dass ein sehr nahe wohnendes Paar ein Taxi für zwei aufeinander folgende Fahrten bestellt, sie mit dem Gepäck die erste Tour nimmt und der Taxifahrer einfach "vergisst" den Partner abzuholen. Dieser geht natürlich irgendwann zu Fuß los, um den Bus nicht zu verpassen und wird ohne Papiere aufgegriffen.
Nur mit Mühe kann er die Polizei zum Umweg über den Busparkplatz überreden um nicht direkt auf der Wache zu landen.

Aber es läuft prima an. Insgesamt ist der Tripp hervorragend vom Trio Botschaft, Honorarkonsul und Busunternehmen organisiert. Alle Zusteiger stehen pünktlich an den drei Anlaufstellen bereit. Die Passagierliste ist vollständig. Mit Polizeieskorte werden wir an die argentinisch - chilenische Grenze geführt, mit der Fähre übergesetzt und auch auf chilenischen Hoheitsgebiet von nunmehr chilenischen Gendarmen durchweg an die chilenisch - argentinische geleitet. Die Grenzübertritte sind ein Vorführstück v.a. argentinischer Bürokratie. Bis Rio Gallegos hatte der Routenplaner 8 Stunden angegeben. Wir brauchen 16 Stunden. an jeder Grenze also über 3 Stunden für Pässe einsammeln, Formulare ausfüllen, Temperaturmessung aller Passagiere inkl. Protokollierung ...
Übrigens ein Knochenjob für die Fahrer, denn wir selbst dürfen in diesen 16 Stunden den Bus keinen Moment verlassen. Der witzigere von Beiden kommentiert das dritte Einsammeln aller Passe trocken mit: "This is Argentina!" 

In Rio Gallegos ist der Sitz des Busunternehmens. Wir fahren auf den tatsächlich von der Polizei bewachten Betriebshof, und dürfen uns für eine Stunde frei bewegen. Inzwischen wird der Bus gereinigt, die Toilette entsorgt und Wasser und Diesel aufgefüllt.

Und weiter geht es durch die Nacht in Richtung Norden. Noch 2500 km bis Buenos Aires. Ein Viertel des Wegs ist geschafft und alle sind guter Dinge. 

Der Bus im unteren Stock.
Der Bus im unteren Stock.
Die Escorte
Die Escorte
Auf dem Betriebshof
Auf dem Betriebshof
Fiebermessen, meine Damen und Herren
Fiebermessen, meine Damen und Herren